Im Jahr 2018 ist meine Kurzgeschichtensammlung Der endlose Kreis erschienen. Im Folgenden habe ich eine Liste von Fun Facts zusammengetragen, welche dem Leser ein paar Hintergrundinformationen zu einigen der nicht ganz so offensichtlichen Motiven zur Verfügung stellen.
Schwarze Nebel (2016)
Inhalt:
Ein Trinker vom Ganymed, der hauptberuflich Erz auf seinem alten Raumfrachter schmuggelt, versucht mit illegalen Mitteln eine unmögliche Zeitvorgabe seines Liefervertrags zu erfüllen.
Fun Facts:
Für diese Geschichte habe ich 2018, völlig überraschend, den Marburg-Award erhalten. Was lag also näher, als das Buch damit zu eröffnen. Ich hatte nicht im Mindesten mit einem solchen Erfolg gerechnet, zumal genau diese Geschichte zuvor zweimal bei anderen Ausschreibungen abgelehnt worden war. In dieser Geschichte habe ich zum ersten Mal damit begonnen den Namen künstlicher Intelligenzen mit einem besonderen Zeichen am Namen zu Kennzeichen (s. Elmaº). Das Motiv wird dann in der allerletzten Geschichte wieder aufgegriffen.
Der endlose Kreis (2016)
Inhalt:
Zwei künstliche Intelligenzen diskutieren auf einer alten Raumstation ihre Verantwortung und die Tragweite ihrer Handlungen für die Zukunft der Menschheit.
Fun Facts:
Es gab um das Jahr 2014 herum einen Punkt, an dem ich beschloss meine Geschichten nicht mehr in Schubladen verschwinden zu lassen, sondern zukünftig einzusenden. Diese Geschichte war die Erste, die nach diesem Entschluss entstand und die Erste, die zur Publikation in einer kleinen Literaturzeitschrift angenommen wurde. Seitdem habe ich sie mehrmals umgeschrieben und das Ende verändert. Die autonome und bewusste Drohne, sowie die zentrale Intelligenz, welche die Station steuert, sind eine kleine Hommage an das Culture-Universum von Iain M. Banks.
Und ein Herz aus Blech (2016)
Inhalt:
Eine Erkundungsmission auf der Suche nach intelligentem Leben trifft auf eine Zivilisation voller kleiner Krakenwesen, die sie vollkommen ignorieren.
Fun Facts:
Dieser Text war ursprünglich die titelgebende Geschichte für eine Anthologie mit dem unglücklichen Namen Totes Leben. Da ich Dystopien eigentlich nicht ausstehen kann, war ich auf der Suche nach einem Motiv, dass die Anforderungen des Titels erfüllt, aber nicht die Zerstörung allen Lebens zelebriert. Mir kam die Idee eines Planeten, dessen Bewohner uns einfach vollständig ignorieren. Während ich so überlegte, wie man das Motiv auf kleinerer Ebene noch einmal aufgreifen könnte, kam mir die Assoziation von Leben zu Herz. Das Motiv eines Androiden auf der Suche nach einem Herzen schrieb sich dann wie von allein. Da ist natürlich eine kleine Hommage an den Zauberer von Oz enthalten.
Der Ruf der Zeit (2016)
Inhalt:
Ein alter Seemann sucht erfolglos Ruhe und Erholung auf einer Wasserwelt voller gigantischer Wale, da seine Verfolger ihn selbst im Urlaub nicht in Frieden lassen.
Fun Facts:
Die Ausschreibung, für die dieser Text gedacht war, verlangte nach Geschichten, die sich mit dem Geräusch der fließenden Zeit beschäftigen. Meine erste und bis jetzt einzige Geschichte rund um das mächtige Motiv Zeit. Der Name des alten Seemannes ist Santiago und somit natürlich eine Hommage an Hemingways Der alte Mann und das Meer. Sein Hund Toto referenziert den Zauberer von Oz (obwohl ich Toto als Namen für Hunde immer wieder verwende).
Ein Drink unter Freunden (2018)
Inhalt:
In einer Bar am Ende der Galaxis kommt es zu einem Gespräch zwischen zwei Wesen, die beide in einem menschlichen Körper stecken, obwohl beide keine Menschen sind.
Fun Facts:
Der Text war eigentlich für eine Ausschreibung gedacht, deren Thema war: Welche Konsequenzen werden künstliche Intelligenzen für die Menschheit haben. Mein Grundgedanke: Was, wenn die Menschheit irgendwann von ihren eigenen Schöpfungen versklavt wird und es nicht einmal mitbekommt? Oder überhaupt nicht an dem Thema Anteil nehmen will, sei es aus Übersättigung oder Langeweile? Die Herausforderung in dieser Geschichte war, ein Gespräch zu schreiben, in dem es um die Menschen und ihr Schicksal geht, ohne dass Menschen an dem Gespräch überhaupt beteiligt oder interessiert sind.
Die Kneipe am Ende der Galaxis ist eine ganz kleine Hommage an das Restaurant am Ende des Universums von Douglas Adams.
Der Ausreißer (2018)
Inhalt:
Das Bewusstsein eines kleiner Junge geht auf dem Weg vom Hauptspeicher des Raumschiffes zu seinem schlafenden Körper verloren und treibt sich daraufhin als Geist in der Maschine auf dem Raumschiff seiner Eltern herum. Dieser Text war mein erster Versuch lustige Science-Fiction zu schreiben.
Fun Facts:
Dies war mein erster Versuch eine lustige Geschichte für eine explizit humorvolle Anthologie zu schreiben. Ich weiß bis heute nicht, ob mir das gelungen ist, immerhin die Geschichte wurde umgehend angenommen. Ich werte das mal als gutes Zeichen. Die Struktur hat mich viel Zeit gekostet, da das Timing und die Eskalationen sehr sorgfältig abgestimmt sein sollten. Die Putzkolonne ist eine Referenz an Disneys Dschungelbuch (1967). Der Löschroboter eine Hommage an Robby, den Roboter aus dem legendären SciFi-Klassiker Forbidden Planet von 1956. Der Spruch an der Hangartür ist von HAL 9000, aus Kubricks Meisterwerk 2001: A Space Odyssey (1968). Der Laderoboter im Hangar kommt aus Alien 2 (1986).
Schneeregen (2016)
Inhalt:
Ein Mann und sein kleiner Sohn im Kinderwagen machen einen Spaziergang durch den Tierpark im winterlichen Berlin.
Fun Facts:
Die Geschichte war ursprünglich für eine Ausschreibung gedacht, in der es um Berlin gehen sollte. Deswegen das für mich eher ungewöhnlich konkrete Setting. Es ist, glaube ich, die einzige Geschichte, die tatsächlich an einem realen Ort spielt. Eigentlich hatte sich die Story mehr auf den Vater konzentrieren sollen, aber wider meine Erwartung erwies sich das Baby als deutlich interessanter.
Das Lächeln des Affen (2014)
Inhalt:
Der Mönch Bhante Jagaro erinnert sich daran, wie die Welt unterging, nachdem die Menschheit ein seltsames Artefakt im Orbit um die Erde fand.
Fun Facts:
Es gibt keine Geschichte, an der ich mehr herumgeschraubt habe als an dieser und dennoch empfinde ich das Ergebnis noch immer als unbefriedigend. Die Geschichte ist in mehreren Hinsichten ungewöhnlich. Zum ersten Mal spielte ein Mönch die Hauptrolle in einer meiner Geschichten und es ist die einzige Geschichte, in der nur zwei Zeilen wörtliche Rede vorkommen. Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob das eine gute Entscheidung war, oder ob ich die Geschichte nicht doch komplett neu schreiben sollte. Vielleicht diesmal im Rückblick aus der Perspektive zweier Protagonisten, die sich über vergangene Ereignisse unterhalten. Das Lächeln des Affen ist inspiriert durch die Diskussion um die Affen-Selfies, die 2011 durch die Presse gingen.
Statistischer Ausreißer (2016)
Inhalt:
Ein Krisentreffen auf dem Mond zwischen einem General und dem Leiter des Geheimdienstes der Erde, enthüllt die Wahrheit über die Beziehung der Menschen zu den anderen bekannten, raumfahrenden Rassen.
Fun Facts:
In dieser Geschichte habe ich versucht tatsächlich existierende wissenschaftliche Theorien miteinander zu verbinden und mit einem gemeinsamen Handlungsbogen zu überspannen. Allen voran das evolutionäre Konzept der Radio-Panspermie, wie sie Anfang des 20. Jahrhunderts von Svante Arrhenius als Erstes theoretisch beschrieben wurde. Das Konzept der Evolution des Gehirns, katalysiert durch den Genuss von (psychoaktiven) Pilzen ist eine Variante der stoned ape theory, wie sie Terence McKenna in seinem Buch Food of the Gods 1992 formuliert hat.
Für die Zeit, die wir haben (2014)
Inhalt:
Ein Programmierer besucht während seines kurzen Urlaubs seine Familie Zuhause und reflektiert die Entscheidungen seines Lebens.
Fun Facts:
Meine alten Geschichten kann man immer gut daran erkennen, dass sie einen schweren, dystopischen Unterton haben. Zum Glück habe ich das schnell abgelegt und mich interessanteren Motiven zugewandt.
Der Geschmack der Erinnerung (2017)
Inhalt:
Ein Teemeister bereitet dem mächtigen Vertreter einer außerirdischen Spezies auf dessen Wunsch eine ganz besondere Tasse Tee zu.
Fun Facts:
Diese Geschichte entstand für eine Ausschreibung, deren Thema Tee sein sollte. Ich habe lange überlegt, wie in aller Welt ich eine SciFi-Kurzgeschichte schreiben könnte, in der es um Tee ging. (Das war noch bevor ich Ann Leckies wundervolles Buch Ancillary Justice gelesen hatte. Seitdem habe ich enormen Respekt für Tee auf Raumschiffen.) Die Geschichte ist auch abgelehnt worden. Science-Fiction in einer Anthologie, die Tee zelebriert war wohl schon seltsam genug, aber meine Auflösung hat ihnen vielleicht den Rest gegeben.
Blumen wachsen im Himmel (2016)
Inhalt:
Ein Ehepaar wird mit dem Tod ihrer Tochter konfrontiert und lernt, dass dies nicht das Ende bedeutet.
Fun Facts:
Mit Abstand die kürzeste Geschichte, die ich bis jetzt geschrieben habe und die gemeinste. Ursprünglich hatte ich sie konzipiert für eine Ausschreibung deren Thema der Umgang mit dem Tod war. Meine Überlegung ging wie immer in die Richtung die Anforderung der Ausschreibung zu erfüllen, ohne es wirklich zu tun. In diesem Falle also über den Tod zu schreiben, der eigentlich keiner ist. Das Ende hat mich selbst überrascht.
Leere Bücher (2016)
Inhalt:
Ein Vertreter des Untergrunds in einem totalitären Überwachungsstaat hat eines Tages im Park eine schicksalhafte Begegnung.
Fun Facts:
Ich liebe es religiöse Motive in meinen Geschichten zu verwenden, besonders wenn es biblische Vorlagen sind. Sie entstand, als ich über Heilige nachdachte und mir bewusst wurde, dass Menschen, denen Gott eine Aufgabe gibt, in der Bibel immerzu in Zwiesprache mit ihrem Schöpfer treten. Ich hatte mich gefragt, wie das wohl in naher Zukunft aussehen würde, wenn die Menschen tatsächlich mal Grund haben werden sich an ihren Gott zu wenden. Wie könnte man diese Motive literarisch transferieren? Keine Ahnung, ob das funktioniert hat, ich fand die Idee spannend.
Das Herz einer Mutter (2017)
Inhalt:
Eine Mutter und ihre kleine Tochter werden von der Regierung vorgeladen und lernen, dass sie die wichtigste Rolle in der ungewissen Zukunft der Menschhit spielen.
Fun Facts:
Das Motiv einer sterbenden Rasse, deren Zukunft an den von ihnen selbst kreierten Robotern abhängt ist nicht wirklich neu. Auch das Konzept, dass Menschen irgendwann in allen Lebensbereichen von ihren Maschinen abhängig sein werden, ist nicht mehr ganz frisch. Ich hatte mir jedoch die Frage gestellt, was eigentlich passieren würde, wenn menschliche Kinder tatsächlich einmal nur von Robotern erzogen würden.
Der Roboter in dieser Geschichte ist übrigens sowohl eine Hommage an die Stahl-Androiden, die Asimov in seinen Geschichten beschrieben hat, als auch an Star Wars. In seiner äußeren Erscheinung entspricht der Roboter dem Chirurgie-Droiden 2-1B.
Blinder Passagier (2016)
Inhalt:
Ein Generationenschiff auf dem Weg zu einer anderen Galaxie wird von technischen Problemen aufgehalten und der Navigator und die menschliche Hüterin müssen versuchen dem seltsamen Ereignissen an Bord auf den Grund zu gehen.
Fun Facts:
Wie schon unter 13 erwähnt, liebe ich es biblische Motive zu verwenden. In dieser Geschichte hatte ich mich gefragt, wie sich das Böse wohl in völlig neuen Welten etabliert. Um die Frage noch ein wenig interessanter zu machen, wählte ich keinen Planeten, sondern ein Generationenschiff. Meine These war, dass das Böse kein äußerer Einfluss ist, sondern einen intrinsischen Faktor darstellt, der sich in jeder Gruppe von Menschen ausprägt, selbst wenn diese im Kälteschlaf liegen. Der Navigator ist eine Hommage an Whiskers, der kleinen geflügelten Katze von Jhary-a-Conel, einer Inkarnation des ewigen Helden aus den Romanen von Michael Moorcock.
Kirschblüte (2018)
Inhalt:
Eine Drohnen-Pilotin des Militärs und ein Psychologe versuchen dem Verschwinden eines künstlichen Bienenschwarms auf den Grund zu gehen.
Fun Facts:
Für diese Geschichte habe ich ewig und drei Tage nur an der Struktur herumgeschraubt. Mein Plan war, eine Geschichte zu schreiben, bei der die offensichtlichen Themen überhaupt nicht der Hauptgegenstand der Geschichte sind.
Es sollte, wenn möglich auf mindestens zwei Erzählebenen nicht um das eigentliche Thema gehen. Das Ergebnis sind nun drei Erzählebenen, die alle miteinander zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Die blauen, künstlichen Bienen werden schon einmal in der Geschichte Gott schütze den König im Episodenroman Der elektrische Engel thematisiert. Aber das Motiv war zu gut, um es nicht noch einmal zu verwenden.
Bis wir uns wiedersehen (2014)
Inhalt:
Ein kleiner junge liegt auf seinem Bett und träumt von Raumschiffen, als ein seltsames Artefakt in seinem Raum auf einmal anfängt zu reden.
Fun Facts:
Dies ist die einzige Geschichte mit starken autobiographischen Zügen, die ich bis jetzt geschrieben habe. Da ist viel von mir in dem kleinen Jungen, der ohne Vater aufwächst und immer von Raumschiffen träumt. Streng genommen ist es eher eine Erzählung als eine Kurzgeschichte. Es ist die einzige Geschichte, die mich stets traurig macht, wenn ich sie lese.