Ich liebe es in meinen Büchern Motive oder Zitate zu verstecken, die als kleine Hommage oder Referenz an ein Werk dienen, das ich bewundere.
Oft plane ich das beim Schreiben nicht einmal, sondern der entsprechende Charakter macht die Andeutung von ganz allein und ich lache schon während ich es noch aufschreibe.
— Mild Spoilers ahead —
Ein gutes Beispiel dafür findet sich in meinem neuen Roman Die Sprache der Blumen. Im Kapitel mit dem Titel Schwarm trifft die Protagonistin Lilian auf einen sprechenden Baum, der zwar viel redet, jedoch leider keinerlei Sinn dabei macht. Grund dafür ist, dass er nur in warnenden Auszügen schlecht übersetzter Bedienungsanleitungen sprechen kann.
Eigentlich hatte es dabei auch bleiben sollen, doch kurz bevor sich Lilian abwendet, greift der Baum nach ihrem Arm und erklärt:
„Hör zu, hör zu, hör nicht auf mich, hör zu. Das Böse verschwand vor langer Zeit von allen Straßen, doch es ist noch immer unter uns und verwischt seine Spuren.“
Dies ist eine Hommage an Das letzte Einhorn, einen von mir über alles geliebten Zeichentrickfilm aus dem Jahre 1982, verfilmt nach der berühmten Romanvorlage von Peter S. Beagle aus dem Jahre 1968.
Dort begegnet das Einhorn einem kleinen Schmetterling, der ebenfalls nur Unsinn von sich gibt. Am Ende jedoch spricht er eine deutliche Warnung:
„Nein, nein, hör zu, hör nicht auf mich, hör zu! Du kannst deine Gefährten finden, wenn du tapfer bist. Sie verschwanden von allen Straßen vor langer Zeit, und der rote Stier rannte dicht hinter ihnen und verwischte ihre Spuren.“
In der deutschen Fassung wird der Schmetterling übrigens von niemand anderem als vom deutschen Komödianten Frank Zander gesprochen. Fun Fact: Diesen Namen zu erkennen ist ein sicheres Zeichen zunehmenden Alters …
Ha!, dieser Frank Zander. Mein Vater war Musiker und bis zum mittleren Alter auch, wie man das damals so sagte, Discjockey. Er ritt nicht nur auf den staatlich vorgeschriebenen Mucken, sondern intervenierte auch heroisch, und das manchmal mit einem Song von Frank Zander …
Ja, wenn man etwas oder jemandem seine Bewunderung schenkt, ist es nur allzu menschlich, dass dieses Verinnerlichte oft im Schreiben aufflammt, und wie von selbst den Weg in das Werk findet. In meinem kommenden Roman „Der hibiskusrote Seidenschal der vier Frauen gehörte “ schreibe ich: „Es entsteht dieser „Knacks“, wie im echten Leben. Dieses „Momentum“, welches das Davor und das Danach erst zur wahrnehmbaren Realität macht, und es wird niemals mehr so sein, wie man gedacht hatte, dass es sein würde.“
„Knacks“ und „Momentum“ sind zwei Bücher von Roger Willemsen.
Nun ja. Wenn irgendeiner mal auf die Idee kommen sollte, in seinem Roman – „Die Sprache der Blumen kreierte den Duft vom Bild“ – zu schreiben (oder so ähnlich ;), würde ich mich nicht auf den Schlips getreten fühlen. Und du …?
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