Zum Wochenausklang ein ganz kurzer Beitrag aus dem Lektorat, weil die Frage bei der Planung von Szenen immer wieder aufkommt:
Jede Szene hat eine Spannungskurve, welche in fünf Komponenten unterteilt werden kann. Nur wenn diese vorhanden sind, empfindet der Leser die Struktur der Szene unbewusst als vollständig. Es handelt sich dabei (wenig überraschend) um eine universale, dramaturgische Struktur, die wir natürlich auch auf Kapitel, Geschichten und Romane anwenden können. Es ist eine Blaupause für die Art wie wir uns Geschichten erzählen. Hier illustriert am Beispiel eines Protagonisten auf der Flucht vor seinen Verfolgern und auf dem Weg ins Wochenende:
1) Interessantes Ereignis
Der Protagonist wird verfolgt. Er findet einen großen Baum, auf dem er sich in Sicherheit glaubt, und klettert hinauf.
2) Fortschreitende Komplikationen
Beim Aufstieg brechen Äste ab. Die Verfolger werfen Steine. Empörte Vögel belästigen den Flüchtigen. Die Verfolger zünden den Baum an.
3) Krise (Konflikt)
Der Mann kann nicht auf dem brennenden Baum bleiben. Wenn er bleibt, stirbt er, wenn er springt, verletzt er sich und die Verfolger fassen ihn. Wichtig: Alle Alternativen, die sich dem Protagonisten anbieten, sind gleich schlecht, aber er ist zum Handeln gezwungen.
4) Höhepunkt
Der Protagonist springt.
5) Auflösung (Übergang in die nächste Szene)
Das Feuer vertreibt kurzfristig die Verfolger. Der Protagonist landet auf weichem Moos, verletzt sich an der Schulter, kämpft sich auf die Beine und rennt weiter. Auf diese Weise erreichen wir sowohl das Ende der Szene, als auch das Ende der Woche und befinden uns bereits am Anfang der nächsten Szene mit der schweren Frage: Was macht Euer Protagonist am Freitag abend?
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